"Magischer Pfad zum Göttlichen – Der Mystiker, Mittler zwischen Magie und Titanen" - Bericht des Merider Magieforschers Ramon d'Ora, 5. Jahrhundert EC, “Ursprünge der “kleinen und altehrwürdigen” Kunst welche Mystizismus genannt wird”, Quartheft, Indexnummer VII-XXII der Großen Bibliothek zu Merid
VOM WESEN DER MYSTICA
Aus dem Buch des weisen Maharil, Staatsarchiv Merid, Handschrift aus dem 3. Jahrhundert EC:
“Nicht allein dem Priester sei es vergönnt sich zur Communicatio mit den so geschimpften höheren Wesen zu begeben. Denn zuallervorderst ists der Pfad der Magie den eben jene Wesenheiten, ob nun Titan, Draco oder Daimon, am weitesten vorangeschritten sind. Und da es auch dem Menschenkinde, wenn er denn von den Kräften des Schicksals zum Magus berufen wird, vergönnt ist diesem Pfade aus freiem Willen zu folgen so kann er unter der Prämisse eines reinen und tugendhaften Lebens Kräfte wirken welche fernab dieser neumodischen akademischen Magie liegen und die an die wirklich von den Göttern verhüllten magischen Geheimnisse erinnern, der Proto-Magie allen seins. Diese neue wie sie es nennen “wissenschaftliche” Magie mit ihren spektakulären Effekten ist nicht mit unserem Weg der Mystica zu vergleichen, man mag es nicht oft genug betonen. Der Weg des Mystizismus beginnt mit kleinen Veränderungen, zuerst beim Magus selbst und dann in seinem Umfelde. Mit dem weiter voranschreiten auf dem Pfad allerdings kann der Magus nach intensivem Studium Dinge vollbringen welche tatsächlich Resultati Profundi zeigen können.”
Ein Mystiker auf Wanderschaft
Mystiker haben keine festen Hierarchien oder strenge Ordensgemeinschaften. Die einzigen Konklaven sind wenige Klöster und Eremitagen in denen aber oft zwischen den Bewohnern kaum Kontakt besteht denn das Leben eines Einsiedlers auf dem Pfad der Weisheit ist ein einsames. Die Alten verlassen oft für Jahre ihre Zellen in ihren kargen Höhlen oder Hütten nicht. Die einzigen Menschen zu denen sie in dieser Zeit Kontakt pflegen sind junge Menschen welche nach Rat und Sinn suchen oder gar selbst von der Gabe gesegnet sind und den Pfad des Mystikers einschlagen wollen. Jene begeben sich meist für drei Jahre zur Unterweisung bei einem Einsiedler. Dort werden sie auf die eigentliche Aufgabe vorbereitet die vor ihnen liegt. Denn nach diesen drei Jahren muss der Mystiker sich für ein Jahr in das Schmiedefeuer der Realität werfen und seinen göttlichen Kern formen. In einem weiteren, genau geplanten Dreijahres-Ritual gewinnt der Mystiker die Kenntnis seines göttlichen Kerns der ihn Magie wirken lässt. Nicht allen Schülern gelingt dies auf Anhieb, was natürlich heisst das man die kompletten drei Jahre wiederholen muss, und manchen gelingt es nie. Doch denen es gelingt ist ab diesem Zeitpunkt ein bürgerliches Leben versagt. Wie auch wenn man das Göttliche in einem selbst spürt? So ist eines der Geheimnisse des Weges des Mystikers bereits in der Anzahl der Lehrjahre versteckt. Denn die Zahl ist Sieben und Sieben ist der Schlüssel des Magus zum Weben der Fäden.
Die Annahme das nun jeder Mystiker seinen ureigenen, nur ihm offenen individuellen Weg geht ist sowohl falsch als auch richtig. Doch über die Jahrhunderte, und man kann getrost von ausgehen daß es sich bei der Mystik um eine der ältesten magischen Schulen handelt ist ihr Kern doch göttlich, haben sich verschiedene Philosophien herausgebildet. Die Meridianische Tradition des Philosophos geht zum Beispiel direkt auf die Mystik zurück. Ein ganzer Kanon an magischen, theologischen und philosophischen Traktaten hat sich, oft zuerst lange Zeit mündlich tradiert, bis heute erhalten. Die Schriften des weisen Maharils gelten bei Historikern, sowohl weltlichen als auch magischen und gar religiösen als eine der Hauptquellen für diese uralte Philosophia Magica.
Es gibt innerhalb des Mystizismus durchaus konkurrierende “Ideen” wie es der Mystiker bezeichnet (eine weitere Parallele zum Philosophos). Drei Traditionen können hier beobachtet werden die sich aber auch in allen anderen Formen magischer Kunst wiederfinden. Da wären zum einem die die ihren inneren Gott in Einklang bringen mit den Mächten jenseits des Menschen. Diese nennt man “weiss”. Sie sind oft eher Medium zu anderen Kräften denn ihr Wille scheint sich dem der Oberen desöfteren unterzuordnen. Dagegen bezeichnet man jene die ihren eigenen Willen über den der höheren Wesen stellen und selbstherrlich agieren und selbst Titanen ihre Befehle aufdrängen wollen als Schwarz. Die Lebenserwartung dieser Abspaltung ist eigenartigerweise recht gering. Die anderen nennen sie “schwarze Bruderschaft” und wer ihnen beitritt wird auf ewig Sklave seiner Begierden sein wie Maharil schreibt.
Die größte Gruppe ist allerdings jene welche von anderen “grau” genannt wird. Sie bringen sich in Einklang, in Harmonie. Und jene wissen daß zur Erlangung von Harmonie auch Kampf nötig sein kann. Sie sehen sich weder als Herren noch als Götter. Die bekannten Geschichten wie zB ein Mystiker auf einem Berg welcher in heftigen Diskussionen sogar mit Titanen verstrickt ist ist eher grau denn schwarz. Denn der wahre, der graue Mystiker weis ob seines Verhältnis mit den göttlichen Wesen. Er ist Gleicher unter Gleichen, während die schwarze Bruderschaft unter den Mystikern sich über die Ordnung erheben will. Der Graue ist vielleicht nicht so mächtig und stimmgewaltig wie der Titan oder Draco aber mit Stimme gesegnet was ihm das Recht verleiht gehört zu werden. Und oft finden es die höheren Wesen sehr interessant sich mit eben jenen zu unterhalten. Und das ist wörtlich gemeint. So gehen wir heute davon aus das es sich bei dem Gründer des modernen Al Bah JiRa, Tanjidamani, um einen Mystiker der grauen Schule handelte dessen gute Beziehung zu mindestens zwei Titanen bezeugt ist.